Wir sind immer bereit etwas Neues auszuprobieren. Warum im Flugzeug zu einem Sportevent mehrere tausende km zurücklegen, wenn es etwas vor der eigenen Tür gibt?

Gedacht, gelesen, getan, angemeldet.. In der Nähe von Freiburg, Ultra Bike Black Forest, beliebt, anspruchsvoll und mit mehr als 5.500 Teilnehmern.
Eigentlich ist das ein besonderes schweres und anstrengendes Rennen für Mountainbiker. In ihrer Szene gut bekannt und europaweit populär.

Aber wir haben beide nicht einmal Mountainbikes… Der Ehemann war nicht mit den folgenden und von mir als klug empfundenen Argumenten von der Anmeldung zum „Short Track“ abzuhalten, dass er 1) kein Mountainbike hat; 2) die Strecke nicht kennt; 3) nicht so viel in den Bergen gefahren ist; 4) es geregnet hat; 5) ich mir Sorgen mache! Alles wurde nicht beachtet. 

Ich durfte trotzdem mit, zum „Startnummer abholen“. Wir fuhren beide in „zivil“, mit unseren schweren Citybikes nach Kirchzarten. Keiner soll bemerken, dass wir nicht mal Mountainbikes besitzen. Die uns auf diese Route überholende Typen sahen alle wie aus der Werbung der Mountainbike Zeitung aus.

Von der Sportatmosphäre im Dorf war ich positiv überrascht. Gut organisierte Veranstaltung, viele sportliche und attraktive Männer, einige wenige zusammen mit etwas besorgt wirkenden Frauen (ich glaube, ich sah auch sehr angestrengt aus), viele Fahrräder, wie ich sie noch nie gesehen habe. Als die Helferin bei der Nummer Ausgabe mein seriöses, nervös wirkendes Gesicht hinter meinem Ehemann entdeckte, gab sie mir den Coupon für „Spagetti Essen“ als Aufmunterungszeichen umsonst. Sie sieht bestimmt die verzweifelten Ehefrauen nicht zum ersten Mal. Danke dafür!

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Nach der großen Portion Nudeln sah ich dem geschäftlich sportlichen Treiben um mich herum etwas entspannter. Meine Blicke auf die starken Männer waren voller Respekt und Ehrlichkeit. Am besten gefielen mir aber die Kleinsteilnehmer, die auf professionellen Mountainbikes für „kleine Große“ führen und dabei akrobatische Etüden ausführten. Plötzlich wurde mir schmerzlich bewusst, was ich alles in der Kindheit nicht hatte, nicht üben konnte und mir diese Erfahrungen einfach und unwiderruflich fehlen. Ich werde es nie aufholen können.. Ach, was sollst? Die trüben Gedanken waren nur mit Selbstdisziplin wieder wegzubekommen. Ich mache hier alles zum Spaß und für die Entwicklung meiner Ehe!

P.S. Der Ehemann fuhr das Rennen als EINZIGER mit einem Cross Bike. Hat alles überstanden. Er plant für das nächste Mal uns gemeinsam unter der Rubrik „Sie und Er“ anzumelden. Ich habe mich noch nicht geoutet. Ich habe noch Zeit. Und immer noch kein Mountainbike. Er aber auch nicht…