Vorgeschichte:
Als mein Ehemann mit seinen Fahrrad-Freunden zum zweiten Mal den Bodensee Radmarathon (natürlich die Goldstrecke von 220 km) absolviert hatte, fragte er mich vorsichtig, ob ich nicht das nächste Mal auch mitmachen möchte. „Nur über meine Leiche!“, war die erste prompte Antwort. Na, etwas zu schnell vielleicht und viel zu negativ formuliert.

Als ich die Traurigkeit in Ehemannsaugen endlich bemerkte, folgte: „Ja, vielleicht, aber nur 80 km (Bronzestrecke) und nur wenn wir allein fahren (d. h. ohne Freunde, die nur von mir genervt wären und umgekehrt).“

Ich war mir sicher, die Männer würden sowieso fahren und diese Bedingung ließe sich nicht erfüllen. Aber die Sterne standen dieses Mal nicht günstig für mich, sondern für den Bodensee Radmarathon. Seine Freunde konnten aus verschiedenen Gründen nicht, ich musste mein Wort halten und wir fingen an zu trainieren. Oder besser gesagt, ich war nervös und fing an gezielt zu trainieren. Mein Ehemann kann 80 km sogar nach einem Triathlon noch mühelos bewältigen.

Der Tag der Erkenntnis – Bodensee Radmarathon September 2014

Darüber habe ich gesondert berichtet Bodensee Radmarathon

Warum wir einen guten Draht zur Jugend brauchen oder „never say never“!

Über gemeinsames Rennradfahren träumt mein Ehemann seit seinen Mallorca-Reisen. Als gute Ehefrau habe ich ihm versprochen, mich diesem Thema theoretisch und praktisch zu nähern. Wenn die Theorie noch zufriedenstellend ablief, enttäuschten mich alle praktischen Übungen: Mir tat alles weh und die Sitzhaltung war krankhaft und unbequem. „Sorry, not with me.“ – Meine traurige aber wahre Antwort ließ dem Ehemann keine Ruhe.

Die Hilfe für ihn kam unerwartet von einer ganz anderen Seite. Unsere Tochter und ihr Freund haben uns besucht. Sie hatten ihre Rennräder mit und planten schöne gemeinsame Touren mit uns in der Nähe von Freiburg. Quasi, ein harmonischer Familienausflug!

Nur Mama (oder ich) würde dann alleine mit ihrem Cross Bike hinterher radeln. Diese Perspektive fand ich für mich nicht attraktiv genug und sagte meine Teilnahme am gemeinsamen Rennrad-vergnügen ab. Der Rest der Familie fand meine Entscheidung wiederum nicht fair und nannte mich eine Saboteurin der Familienharmonie.

Dann fühlte sich der Freund unserer Tochter berufen, die Lage wieder zu bessern, und hat versucht, mir ein Leihrennrad zu organisieren.

Sein Fleiß hat sich mehrmals ausgezahlt. Er fand heraus, dass es in einem nur 2 km vom unserem Haus entfernten Fahrradladen ein unwiderstehliches Angebot gab: Mit meiner Rahmengröße XS (Theorieunterricht hat sich gelohnt), guter Ausstattung, guter Herkunft (Wilier Triestina) und mit unkonventionellen Farben (schwarz und gelb). „Fast wie eine Tigerente!“ dachte ich mir gleich.

Die jungen Menschen haben erste Verhandlungen geführt, den Termin für die Probefahrt ausgemacht, mich dabei begleitet und beide nach Kräften unterstützt. „Ob sie eine Koalition mit Papa haben?“, ging mir durch den Kopf, aber um den wieder hergestellten Familienfrieden nicht zu gefährden, habe ich keine frechen Fragen mehr gestellt.

Die Familienausflüge fanden statt, sie waren wie erwartet harmonisch, wir alle fuhren Rennräder und alle passten auf, dass ich nicht die letzte in unserem Team war. Das Team nannten wir „Katjuscha“ und mein Rennrad wurde auf den Namen „Tigerente“ getauft.

Willkommen in der Familie!