Ganz am Anfang..

Mittelalter

Reiche und schöne?

Zweck oder Liebe?

Goldene Jahre?

Geschichtliche Entwicklung oder warum die Ehe langsam „stirbt“?

Ich fange dann mit der Geschichte an. Es gibt genug Fakten und Aufzeichnungen und wissenschaftlich herrscht mehr oder weniger Einigkeit über das Geschehen.

Das Wichtigste aber zuerst – Definition, Funktion, Merkmale und Grundlagen beim geschichtlichen Hintergrund:

o Definition

– dauerhafte Lebensgemeinschaft zweier Menschen verschiedenen Geschlechts (Diese Definition wird heute neu diskutiert!?)

o Funktionen
– Schutz – Die Ehe sicherte das Überleben einer Familie durch Erbfolge, regelte Geburten und Kindererziehung. Die Ehe machte Ernährung und Unterstützung verbindlich durch Absicherung der ehelichen Kinder und Diskriminierung der unehelichen.
– Ordnung – Die Arbeitsteilung und das Rollenverständnis sind in der Ehe festgelegt und reglementiert.

o Merkmale:
– Monogamie, Unauflöslichkeit und der eigentliche Zweck der Ehe, die Zeugung von Kindern
– Zweierbeziehung zwischen den Eheleuten und nicht die Beziehung zum Clan oder der Familie (im weiteren Sinne) wie in verschiedenen außereuropäischen Kulturen
– patriarchale Stellung des Ehemanns und Hausvaters
– Liebe und Sexualität als eher außereheliche Angelegenheiten
– für die Aristokratie – Ehe als Absicherung und Ausbauoption
– für die städtischen und bäuerlichen Unterschichten – Ehe als wirtschaftliche Zwangsgemeinschaft

o Grundlagen
– Rechtlich – z.B. Fragen der Ehemündigkeit, der Ehescheidung und des Erbrechts
– Sozial – Partnerwahl, die durch Konfessions-, Rang- und Besitzgesichtspunkte bestimmt war und teilweise noch ist
– Religiös – Einfluss auf das sexuelle Verhalten, die Haltung zur Scheidung oder zur Kinderzahl und zu Abtreibungen (z.B. das Verbot der Anwendung von empfängnisverhütenden Mitteln durch die katholische Kirche)


Fehlt noch was? Oder haben Sie Fragen?

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Wie sah die Geschiche der Ehe aus? Warum sind wir da wo wir sind? 

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine ganz kurze geschichtliche Entwicklung:

Erwähnung bereits in der Bibel

9 . Jahrhundert
o Die Ehe wurde mit der Formel »…bis dass der Tod Euch scheidet…« als Sakrament definiert und der kirchlichen Gerichtsbarkeit unterstellt.
o Forderung nach der alleinigen Akzeptanz der kirchlichen Eheschließung

12. Jahrhundert
o Einführung des Pflichtzölibats
o Das kirchliche Ehemonopol setzte sich durch.
o Versuch eine Ehe nach dem Konsensprinzip einzuführen. Die Verlobung bedeutete den Anfang der Ehe und beide sollten in den Verbund einwilligen.

– Reformation ab dem 16. Jahrhundert
o Ablehnung des Zölibats
o Lockerung der ehelichen Sexualität mit negativen Folgen:
– abwertende Haltung gegenüber der Frau
– Diskriminierung nichtehelicher Kinder und vor allem ihrer Mütter
o Die patriarchale Stellung des Ehemanns und Hausvaters wird gestärkt. Der Mann ernährt die Familie mit seiner Arbeit und die Frau ist für Kinder und Haushalt verantwortlich.

18. Jahrhundert
o Die »Liebesehe« wird vom aufstrebenden Bürgertum eingeführt – nach dem Traum von „Vereinbarkeit von Ehe, Liebe, Sex und Kindern“.
o Die Reduzierung der Frau auf ihre reine Hausfrauenrolle (Kinder, Küche, Kirche) ist unverändert.
– Französische Revolution und 19. Jahrhundert
o « Liberté, Égalité, Fraternité » hatten Einfluss u. a. auf die Entwicklung der Ehe :
– Die Zivilehe wurde eingeführt. Damit konnten Menschen heiraten, die keiner der großen Konfessionen angehörten und denen deswegen die kirchliche Trauung bisher verwehrt worden war.
o Die Ehe konnte nach dem Reichsgesetz von 1875 durch die staatlichen Standesämter und unabhängig vom Glaubensbekenntnis geschlossen werden. Eine kirchliche Eheschließung konnte zusätzlich nach der bürgerlich-rechtlichen Eheschließung erfolgen.
o Der Einfluss der Familie auf die Partnerwahl sank.
o Die Legitimität der Scheidung stieg.

20. Jahrhundert
o 50er Jahre – Am patriarchalen Verständnis der Ehe wird noch nicht gerüttelt aber gezweifelt.
o 1968er Bewegung – „Jetzt geht es los – Schluss mit alten Werten!“ – freie Liebe, Bikini, Abtreibungen, Antibabypille usw. – als Resultat –
– Gleichstellung von ehelichen und nichtehelichen Kindern
– Verbreitung von nichtehelichen Lebensformen
– Scheidungsraten steigen kontinuierlich
– Geburtenraten sinken
– Partnerschaftliche Ehen auf Liebesbasis sind auf dem Vormarsch

– 21. Jahrhundert
o Eine »eingetragene Lebenspartnerschaft« ist für gleichgeschlechtliche Paare in der BRD möglich.
o Die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern wird mit Mühe gelebt.
o Immer mehr Frauen sind berufstätig, einen „Ernährer“ brauchen sie in der Regel nicht mehr.
o Verbreitung von „Lebensabschnittspartnern“ statt Ehepartnern
o Internet-Beziehungen statt reale Gefühle im realen Leben
o Eheschließungen sinken
o Geburtenraten sinken
o 75 % der Ehen wird geschiedenen. :(

Und was lerne ich daraus? Erstmal bin ich froh, dass ich das große Glück hatte
– In der zweiten Hälfte des 20 Jahrhundert geboren zu werden;
– Dass in meinem Heimatland (UdSSR) Gleichstellung kein Schimpfwort war, sondern die Realität;
– Dass meine Ehe in der BRD ohne Diskussionen und interne Kämpfe gleich von Anfang an partnerschaftlich geführt wurde;
– Dass ich als freier Mensch in einem freien Land leben kann!

Aber die geschichtliche Entwicklung lässt bei mir ein trauriges Gefühl aufkomme: Hat religiöser Einfluss an einer Stelle „übertrieben“? Wurde der Zeitgeist nicht erkannt und nicht richtig reagiert? Verliert die Ehe deswegen laufend an Bedeutung?

Was denken Sie? Ist die Ehe als Institution noch zu retten? Kann die Ehe vielleicht zeitgemäßer werden, indem sie für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wird?


Wie ist Ihre Meinung?

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Ein Exkurs in die Geschichte:
Das Märchen von der idealen Ehefrau oder warum die 68-Bewegungen nicht aufzuhalten war

In den Tiefen des Internets stieß ich letztens zufällig auf die Regeln für eine so genannte ideale Ehefrau aus dem Jahre 1955. Die fand ich so amüsant, dass ich sie kurz wiedergeben möchte:

„Wenn der Ehemann nach Hause kommt:

1. Das Abendbrot soll fertig sein.
2. Bereite dich vor, erhole Dich und mache Dich hübsch.
3. Sei freudig, gut gelaunt und interessiert.
4. Mache alles ordentlich, putze die Kinderzimmer und lege neue frische Tischdecken auf.
5. Wenn es kalt ist, bereite den Kamin rechtzeitig vor. Das schützt ihn vor einer Erkältung.
6. Bereite die Kinder vor, wasche sie und kleide sie neu.
7. Sei glücklich, deinen Ehemann zu sehen.
8. Lache ihn an und demonstriere ihm deinen Wunsch, ihn glücklich zu machen.
9. Höre ihm gut zu, denn seine Themen sind wichtiger als deine.
10. Der Abend gehört dem Ehemann.
11. Dein Ziel ist es, eine Oase der Ruhe für deinen Ehemann zu schaffen, damit er sich erholen und entspannen kann.
12. Fange nicht mit deinen Problemen und Kränkungen an!
13. Tue alles, um das Leben deines Ehemannes komfortabler zu machen.
14. Nimm ihm die Schuhe ab, bereite ihm ein warmes Bad und bequemes Bett vor.
15. Nicht vergessen: Er ist das Haupt der Familie, er macht alles richtig und gerecht.

Ehrlich, ich habe mich zurückhalten müssen und extra keinen Kommentar geschrieben. Sicher ist, ich würde diesen Test nicht bestehen und bin sicher keine ideale Ehefrau im Sinne der 50er Jahre. Wie unendlich froh ich darüber bin!

Nur die Frage „Wie kam es zur 68er Bewegung?“ erübrigt sich für mich völlig. Ich frage mich: „Warum eigentlich erst 1968 und nicht früher?“

Und wie ist Ihre Meinung?

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